Shumona Sinha: Erschlagt die Armen!
„Der verstörendste Roman des Jahres“: Shumona Sinha schildert in "Erschlagt die Armen!" auf drastische Art und Weise die Unaushaltbarkeit des europäischen Asylsystems. Für die Autorin hatte das Buch ernste Konsequenzen. Man muss damit anfangen, dass der Titel dieses außergewöhnlich radikalen, schmalen Romans den Titel eines Baudelaire-Gedichts zitiert: "Erschlagt die Armen!". Bei Baudelaire greift ein Mann einen Bettler an. (Spiegel online, 23.10.2015; Thomas Andre)
Die namenlose Dolmetscherin stammt aus Indien, ist nach Frankreich geflüchtet und arbeitet bei der Asylbehörde in Paris. Sie ist täglich viele Stunden mit oft erfundenen Biografien konfrontiert, die nur deswegen erzählt werden, um das Anrecht eines Migranten auf Asyl herbeizureden. Eines Tages schlägt sie bei der Fahrt mit der Metro heim von der Arbeit einen Migranten, der sie während der Fahrt bedrohlich beschimpft – ohne dass irgendein Passagier des Waggons eingreifen würde – aus Notwehr mir einer Flasche Rotwein über den Kopf.
Sie wird daraufhin in Arrest genommen und hochnotpeinlich befragt, wie es zu diesem Vorfall kommen konnte. So lernen wir ihre Arbeit und die vielen Probleme kennen, die ein Dolmetsch im Asylverfahren erlebt, die ihn auch privat belasten, ja sogar die Nachtruhe rauben können. So er/sie ein Gewissen hat und die Antragsteller als Menschen sieht.
Die Autorin Shumona Sinha, geborene Bengalin, seit 2001 als Englischlehrerin in Paris tätig, arbeitete tatsächlich bei der Asylbehörde in Paris noch vor der großen Migrationswelle 2015/16 - wurde aber nach Erscheinen dieses Buches sofort entlassen....
Edition Nautilus
Internationaler Literaturpreis 2016!
Roman
Aus dem Französischen von Lena Müller
Deutsche Erstausgabe
Gebunden mit Schutzumschlag, 128 Seiten
Erschienen August 2015
978-3-89401-820-7