AMMENDORNFINGER (Cheiracanthium punctorium)
- gehört zur Familie der Dornfingerspinnen
- lebt vor allem in der Kraut- und Strauchschicht warmer, offener Lebensräume
Verbreitung, Lebensraum und Gefährdung
Der Ammendornfinger ist paläarktisch verbreitet, von Europa bis Zentralasien.
Cheiracanthium punctorium lebt vor allem in der Kraut- und Strauchschicht warmer, offener Lebensräume, kann aber auch an feuchten Stellen in wenig genutzten Wiesen gefunden werden.
Beschreibung
Die Körperlänge von Cheiracanthium punctorium beträgt bei Weibchen 10 – 15 mm, die Männchen sind mit 7,5 – 12 mm etwas kleiner.
Der Vorderkörper ist grünlich-braun, kann mitunter aber auch völlig orange-rötlich gefärbt sein.
Die sehr kräftigen und langen Chelizeren besitzen rote Grundglieder und die Klaue weist eine schwarze Spitze auf.
Das erste Beinpaar ist verlängert, wodurch man Dornfingerspinnen der Gattung Cheiracanthium recht gut von Sackspinnen der Gattung Clubiona unterscheiden kann, mit denen man sie auf den ersten Blick durchaus verwechseln könnte.
Lebensweise
Die vorwiegend nachtaktiven Tiere bauen zum Beutefang keine Netze. Sie schleichen sich an ihre Beutetiere heran und überwältigen sie mit einem Giftbiss.
Der Ammendornfinger kann aufgrund seiner Größe und der kräftigen Chelizeren auch große Insekten, wie Heuschrecken oder Gottesanbeterinnen überwältigen.
Die Tiere verbringen den Tag über in kugeligen Ruhegespinsten, meist in krautiger Vegetation, in Gestrüpp oder unter Steinen.
Im Hochsommer bauen die subadulten Weibchen auffällige, hühnereigroße Brutgespinste, die mit Grashalmen, Blättern oder Stängeln verwoben werden.
Gleich daneben spinnen reife Männchen ihr Ruhegespinst und sobald die Reifehäutung des Weibchens erfolgt ist, durchbricht das Männchen die Wand zwischen den beiden Gespinsten und es kommt zur Paarung.
Dann erfolgt darin im August die Ablage von ca. 80-300 Eiern in einen Kokon.
In diesem Zeitraum werden die Gespinste vom Weibchen sehr vehement/aggressiv verteidigt.
Das Bild einer Amme, die sich schützend vor die ihr anvertrauten Kinder stellt, mag einem in den Sinn kommen, wenn man an eine solche Szene denkt, die dieser Spinne auch Ihren deutschen Namen eingetragen hat.
„Dornfinger“ selbst bezieht sich auf einen langen, dünnen Dorn, den die Männchen an ihrem Taster tragen.
Giftwirkung
Der Ammendornfinger kann Menschen tatsächlich beißen, das heißt, er kann mit seiner Chelizerenklaue die Haut des Menschen durchdringen und dabei Gift injizieren.
Die versteckte Lebensweise des Ammendornfingers, meist weitab von menschlichen Wohnungen, macht jedoch einen Biss beim Menschen relativ unwahrscheinlich.
Derartige seltene Zwischenfälle ereignen sich vor allem dann, wenn man versucht, das Tier zu fangen oder es versehentlich quetscht.
Der Biss verursacht einen sofortigen stark brennenden Schmerz, der sein Maximum nach 5-20 Minuten erreicht und für einige Stunden anhalten kann. Die Schmerzintensität wird von Betroffenen meist mit einem Wespenstich verglichen.
Warum wurde der Ammendornfinger zur Europäischen Spinne des Jahres gewählt?
Einerseits gab es aus dieser Spinnenfamilie noch nie einen Vertreter als Spinne des Jahres,
andererseits wird diese Art relativ häufig in den Medien genannt, weil sie auch mit Bissfällen in Verbindung gebracht und daher als medizinisch relevant angesehen wird. S
ehr oft sind es aber nur Vermutungen; umso wichtiger ist es daher, entsprechende Fälle zu dokumentieren und generell Fakten über diese Spinne aufzuzeigen, um unbegründete Furcht zu vermeiden.
Mit der Wahl der Spinne des Jahres soll aber nicht nur eine „wenig beliebte“ Tiergruppe ins rechte Licht gerückt und auf bedrohte Lebensräume –
in diesem Fall offene trockene Standorte wie Wiesen, Weiden, Steppenrasen – hingewiesen werden, sondern gleichzeitig erhoffen sich die Wissenschaftler, Daten zur aktuellen Verbreitung zu bekommen.
In diesem Sinne: erfreuen Sie sich an der Spinne des Jahres und helfen Sie mit ihrer Fundmeldung oder ihrem Foto bei der Dokumentation dieser Art.
Quelle:https://naturschutzbund.at/spinne-leser/items/2023-ammendornfinger.html
Foto: © Wolfgang Kairat
BUCHTIPPS
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VERANSTALTUNGSTIPP
ERLEBNISDienstag: Spinnen-ForscherInnen
Nicht alle dieser Insekten fangen ihre Beute mit einem typischen Spinnennetz, sondern greifen wie sie auf andere listige Methoden zurück.
Beim Naturpark-Infostand erfahrt ihr nicht nur mehr über diese Tiergruppe,
sondern könnt auch selber auf Beutefang gehen oder einzelne Spinnen genauer unter die Lupe nehmen.
DIENSTAG, 9. Mai, 15:00 bis 18:00
vor der Stadtbibliothek Purkersdorf